Stakeholder

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Begriffsklärung

Den Begriff «Stakeholder» ist vor allem aus den Bereichen Betriebswirtschaft und Projektmanagement bekannt. Als Stakeholder werden Personen oder Gruppen bezeichnet, die bei bestimmten Entscheidungen, in Prozessen oder bei Angebotsgestaltungen direkt oder indirekt beteiligt oder betroffen sind. In der Betriebswirtschaft ist es meist von Interesse, welche Stakeholder besonders wichtig oder einflussreich sind – beispielsweise bezüglich der Ausrichtung eines Unternehmens oder bezüglich der Lancierung und Vermarktung eines Produkts. Die oben stehende Grafik zeigt eine Möglichkeit einer betriebswirtschaftlichen «Stakeholder-Analyse» exemplarisch auf.

Im Bereich der Ethik ist eine Stakeholderanalyse ebenso wichtig sein, auch wenn sie von der Zielsetzung her nicht deckungsgleich ist. Grundsätzlich gilt: Ohne einzelne Menschen oder Menschengruppen, die miteinander diskutieren oder in Konflikt geraten, würden moralische Streitfragen gar nicht erst entstehen. In Form von Ansprüchen, Empörungen und Anklagen bringen unterschiedliche Parteien ihre Interessen ins Spiel (Huppenbauer & Bleisch [2011]. Ethische Entscheidungsfindung. Zürich, Versus, S. 25). Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, den Fokus nicht nur auf die Interessen der naheliegenden und einflussreichen Stakeholder zu legen. Bei einer ethisch relevanten Entscheidungsfindung müssen insbesondere auch die möglichen Wirkungen des Entscheids auf diejenigen Stakeholder reflektiert werden, die wenig Macht und Einfluss haben und deshalb leicht übergangen oder vergessen werden können. Dazu gehören insbesondere Menschen, denen aufgrund von Funktionseinschränkungen oder anderer Benachteiligungen eine erhöhte Fürsorgepflicht entgegengebracht werden muss.

Wichtig zu wissen ist, dass nicht nur Personen oder Gruppen, sondern beispielsweise auch Tiere, die Natur oder das ökologische Gesamtsystem als Ganzes als Stakeholder betrachtet werden können, denn auch sie können von ethisch relevanten Entscheidungen massgeblich betroffen sein.


Zwei Beispiele:

Ein Staat entscheidet sich, gentechnisch verändertes Saatgut ohne vorgängige wissenschaftliche Versuchsreihen freizugeben. Er verspricht sich einen höheren Ertrag bei einem reduzierten Einsatz von Pestiziden, um den Welthunger zu bekämpfen und Umweltgifte zu reduzieren. Zentrale Stakeholder sind die konsumierenden Menschen, die Bauern, Agrarkonzerne sowie Natur und Umwelt. Sie alle können von den potenziell positiven, aber auch von noch unbekannten, potenziell negativen Auswirkungen betroffen sein.


In einigen Staaten ist die Leihmutterschaft erlaubt, in anderen – beispielsweise auch in der Schweiz – ist sie verboten. Zentrale Stakeholder sind die auftraggebenden Personen (die zukünftigen Eltern) sowie die Leihmutter – und selbstverständich das auf diese Weise zur Welt gebrachte Kind. Weitere Stakeholder können allfällige Geschwister des Kindes sein, die beteiligte Klinik, ein allfälliger Samenspender, das sozial Umfeld der Leihmutter, religiöse Organisationen sowie die staatliche Behörden, welche die rechtlich gültige Elternschaft festlegen.


Diese Beispiele zeigen, dass es in ethisch herausfordernden Situationen oftmals nicht genügt, sich auf die «naheliegenden» Beteiligten zu beschränken. Ein Beispiel, wie eine ethische Stakeholderanalyse erfolgen kann, ist unter «Entscheidungssituationen» beim Retterbaby-Dilemma zu finden.

Quelle

Bild: https://t2informatik.de/wissen-kompakt/stakeholderanalyse/