Autonomie

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Begriffsklärung

Autonomie, die Selbstbestimmung des freien Willens, denen der Mensch als vernünftiges Wesen fähig ist. Sie ist nach Kant der Grund allen moralischen Handelns und aller Verbindlichkeit und Pflicht. Der Mensch bestimmt sich nach Kant in seinem Wollen und Handeln autonom, wenn es ihn nicht um inhaltlich angeboren Ziele geht, sondern allein um das Prinzip der gesetzmäßigen Gültigkeit seines Handelns (Stangl, 2020). Im Griechischen bedeutet das Wort so viel wie Selbstgesetzgebung. „Unter Autonomie wird demnach das Recht eines Staates, einer Gruppe oder einzelner Menschen bezeichnet, die eigenen Verhältnisse selbst zu regeln“ (Stangl, 2020).

Erläuterungen

Autonomie ist eines der vier Prinzipien der biomedizinischen Ethik nach Beaucchamp and Childress (Principles of biomedical Ethics, 1979). Die anderen drei sind: Nicht-Schaden, Fürsorge und Gerechtig-keit. Die vier Prinzipien sind so etwas wie die „Leitbegriffe“ des moralischen Diskurses auf mittlerer Reichweite und die Prinzipien müssen jeweils fallbezogen interpretiert werden. Sie gelten überdies prima facie, d.h. solange sie mit einem anderen Prinzip nicht in Konflikt geraten.

Autonomie ist der zentrale Begriff in der modernen Ethik. «In der Ethik steht er repräsentativ für jenes moderne sittliche Freiheitbewusstsein» (Bielefeldt, S. 311, 2002), welches der Bestimmung von Normen der Gegenwart zu Grunde liegt. Oder anders formuliert, Werte und Normen werden daraufhin geprüft, ob sie der individuellen Selbstbestimmung zuwiderlaufen oder nicht. Vor dem Hintergrund des westlichen Moralverständnisses entsteht häufig der Eindruck, die Sicherstellung von Autonomie sei die zentralste moralische Forderung.

Auch ausserhalb der ethischen Debatte ist Autonomie ist ein geradezu inflationärer Begriff in den unterschiedlichsten Bereichen des menschlichen Lebens und wird in den unterschiedlichsten Definitionen angewandt. Autonomie wird von Individuen, aber auch von kleineren und grösseren Gruppen eingefordert. Dabei geht es in der Regel um die Erweiterung der persönlichen Autonomie, beispielsweise um selbständiges Wohnen für Menschen mit Beeinträchtigungen auf der einen Seite und gleichzeitig auf der anderen Seite um die Beschränkung der Autonomie beispielsweise des Ausgehverbotes für Jugendliche unter der Woche.

Doch meist wird der Begriff der Autonomie so interpretiert, dass Menschen grundsätzlich das Recht haben, über und für sich selbst zu bestimmen. Das bedeutet auch, dass das Gegenüber autonome Entscheidungen zu respektieren hat und alles Nötige tun soll, damit autonome Entscheidungen gefällt werden können. Die Verpflichtung, selbstbestimmte Entscheidungen zu ermöglichen, ist eine positive Pflicht. Doch gerade in der Pädagogik führt Selbstbestimmung immer wieder zu Dilemma Situationen.

Weiterführende Links

Entscheidungssituationen: Selbstfahrende Autos

Quelle

  • Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik, Begriff «Autonomie». Zugriff am 12.04.2023 unter www.lexikon.stangl.eu/1158/autonomie
  • Inhaltlich orientieren sich die Ausführungen in diesem Abschnitt an der folgenden Quelle:
    • Bielefeldt, H. (2002): Autonomie. In: Düwell, M. et. al. (2002): Handbuch Ethik. Stuttgart. J.B. Metzler. 311 – 314.